Zwischen Instinkt und Vernunft
ist jedes Handeln - privat wie geschäftlich -
Ethik unterworfen

K5 - Information 3 l 2022

Die ungeheuren Gräuel des Krieges überschatten zurzeit alles. Was tun? Man muss den Weg zur Versöhnung
nicht unbedingt allein beschreiten. Manchmal ist es besser, Außenstehende in solche „Friedensgespräche“
einzubinden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um familiäre Konflikte, um hasserfüllte parteipolitische
Hickhacks oder um den Krieg handelt, der vor unserer Haustür tobt.
In unserem Brief gehen wir auf diese Umstände näher ein.
 

Hoffnung und Zuversicht überbrücken Trennung


„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“ sagte Vaclav Havel. Der vom Regimekritiker zum Präsidenten der Tschechischen Republik aufgestiegene Philosoph und Schriftsteller wusste, wovon er redete. Insgesamt fünf Jahre lang saß Havel wegen seiner politischen Überzeugung in Haft. Er hat diese Zeit überstanden, weil er  fest daran glaubte, dass selbst sein ungerechtes Eingesperrt-Sein zu etwas nütze sein kann. Und dass es draußen Menschen gibt, die auf ihn warten. Das gab ihm Hoffnung. Und daraus schöpfte er Trost. Er kämpfte bis zuletzt um die Freiheit, war ein unermüdlicher Streiter für Demokratie und Menschenrechte. Er wurde auch Prediger der Versöhnung genannt.
Es gab schon andere Prediger der Versöhnung. Einer vertrat die Ansicht, dass die Kunst der Versöhnung mit einem ersten Schritt auf das Gegenüber zu  beginnt. Doch wer ist bereit diesen ersten Schritt zu machen? Was tun, wenn sich zwei bisher voll Hass und Rache gegenübergestanden sind? Wenn keiner nachgeben will? Die ehrliche Bereitschaft zu einem gerechten Frieden von beiden Seiten ist die Voraussetzung für Versöhnung. Ein solcher Friede kennt keine Verlierer, auch keine Sieger. Er kennt nur Menschen, die endlich wieder zusammengefunden haben.
Wenn sich die Spirale aus Gewalt und Gegengewalt, aus Hass und Gegenhass einmal zu drehen begonnen hat, ist es schwierig, sie zu stoppen. Wir können das derzeit an der blutigen Vorgangsweise in der Ukraine beobachten. Jeder Versuch, die Hand zu fairen Friedensverhandlungen zu reichen, wird brüsk zurück gewiesen.
Der Westen befindet sich in einem Dilemma. Er vermeidet ein direktes militärisches Eingreifen. Er unterstützt die Ukraine, die Freiheit zu verteidigen. Er leistet humanitäre Hilfe. Ein Zielkonflikt tut sich auf. Nehmen wir die Zerstörung der einen Werte – Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenwürde – in Kauf, um andere Werte – Wohlstand und sozialen Ausgleich – zu erhalten? Auch werden die versteckten Absichten irgendwann an’s Licht kommen.
In der heimischen Politik ist ein Schritt zur Versöhnung ebenfalls überfällig. Die ständige, oft persönlich motivierte Attacke auf den politischen Gegner schadet einem selbst, aber vor allem der Demokratie.
Versöhnung und Verzeihen sind in einem liberalen Rechtsstaat möglich, ein gerechtes Urteil und Wiedergutmachung die Voraussetzung dafür. 
Wir können unser Bestes dafür in unserem Umfeld geben. 
Denn die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, sie stirbt nie.